30.11.2019
Wollen schön das Gefühl rüberbringen
Die Schauspielerin Rita Hatzmann-Luksch und der Musiker Georg O. Luksch im Interview.
Warum habt ihr „Der kleine Prinz“ gemacht, der schon so oft zu einem Theaterstück gemacht worden ist?
Rita: Es war schon lange meine Idee, dieses Buch auf die Bühne zu bringen. Aber es ist nicht ganz einfach. Ich habe mir schon ein paar Jahre, eigentlich schon seit meiner Kindheit, Gedanken darüber gemacht. Das Lustige ist, ich hab eine Szene des jetzigen Stücks schon für meine Schauspiel-Aufnahmeprüfung vorgesprochen. Das hat die Kommission offenbar so beeindruckt, sie haben mich sofort aufgenommen.
Welche Szene war das?
Die Schlussszene, wo die Sterne zu Glocken werden und über das Lachen. Das hat mich schon damals berührt und das war mir total wichtig. Ich war dann sehr glücklich, dass der Georg auch gesagt hat, ja da können wir was draus machen. Mit der Musik vom Georg hab ich gewusst, ja das kann dann auch etwas werden, dass das nicht zu kitschig, verschnörkselt wird, sondern das schön Gefühl rüberkommen kann.
Georg, wie bist du an die Musik herangegangen?
Es gibt so eine grundlegende Poetik in dem Text des kleinen Prinzen. Die gleiche Poetik findet man in den französischen, aber auch den deutschen Chansons der 60er Jahre wo die Geschichten viel, viel fein ziselierter sind, als man sie in einem Schlager oder einem Musical hätte. Ich denke an Konstantin Wecker oder André Heller, die Poetik in ihre Lieder gebracht haben ohne Kitsch und ohne Plastik zu machen. Wir wollten kein Musical machen.
Hast du zuerst komponiert oder zum Schauspiel von Rita improvisiert?
Auf der Bühne steht ein Elektronik-Tonstudio der 60er Jahre mit Modulen, die Geräusche erzeugen von einem Zikadenschwarm in einem Busch, eine Schreibmaschine, einen Donner erzeugen können. Gleichzeitig gibt’s ein Klavier, ein e-Piano, verschiedene Klänge, die aus dem Weltall kommen. Diese Sachen vermischt machen das Ganze interessant.
Habt ihr Szene für Szene erarbeitet oder zuerst einmal eine Grundstimmung improvisiert?
Rita: Mir war die Grundstimmung schon ziemlich klar, weil ich diesen inneren Weg schon vor mir gesehen hab. Aber dann musste ich das umsetzen. Also hab ich an der Fassung gearbeitet – relativ lang. Ich hab mich viel mit dem Originaltext von Exupéry beschäftigt, auch geschaut, welche Ausdrücke verwendet er da, wie kann ich das im Deutschen gut wiedergeben. Welches Wort drückt für mich dieses oder jenes Gefühl am besten aus. Dann haben wir eben gemeinsam geschaut, an welcher Stelle wären Musiknummern sinnvoll damit da wirklich das Emotionale gut rüberkommt, dass der Inhalt bestmöglich unterstützt wird.
Dann mussten wir natürlich die Textfassung noch einmal umarbeiten. Um aus einem Prosatext ein Lied, ein Chanson zu machen, muss man dann doch oft etwas umstellen oder umdichten.
Amèlie Sophie Persché bei einer der Live-Zeichnungen © Bild: Ensemble21
Wie kam die Idee, eine 15-Jährige mit Bratsche und Bildern einzubauen?
Rita: Ich find, 15 ist dafür ein tolles Alter. Es ist der Übergang von der Kindheit zum doch schon erwachseneren Leben. Es ist so eine Phase wo noch ganz viel da ist von der Fantasie und diesem Offenen was ich bei Kindern so faszinierend finde. Als ich in dem Alter war, wollte ich mir möglichst viel von dem erhalten, mitnehmen. Da gibt’s ja den berühmten Satz von Max Reinhardt: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiter zu spielen.“
Deswegen finde ich schön, dass wir da so einen jungen Menschen dabei haben und die Amèlie doch so Schlüsselmomente transportiert. Mir hat auch gefallen, dass sie großes schauspielerisches Talent hat und den Fuchs spielen kann. Mit der Musikalität der Bratsche lässt sich halt vieles umsetzen, was man nur mit Worten nicht so vermitteln kann. Die Klänge von der Bratsche sind der Stimme sehr ähnlich. So kann sie die Rose sehr gut symbolisieren, die feinziselierten Gefühle der Blume gut ausdrücken...“
„… oder die Dornen“, wirft Georg ins Gespräch ein. „Das war so eine musikalische Arbeit, weil wenn jemand gewöhnt ist, saubere Noten zu spielen auf einem Streichinstrument, dann muss man schauen, ob das auch stechen kann. Das funktioniert!
Es ist ha auch das Experimentelle das Interessante in der Musik. Das führt auch wieder in die 60er Jahre, wo man auch versucht hat, mit traditionellen Instrumenten etwa neue Klänge, neue Töne zu machen. Wir verbinden hier die Elektronik mit der Akustik. Das komische Geplapper einer Rose oder der Dornen, das etwas Emotionales, Aufwühlendes haben darf - nicht nur schöne, gerade Töne.
Mit zwei Stunden ist eure Version doch etwas lang, gibt’s eine kürzere Version für Kinder?
Rita und Georg fast im Chor: Wir wollten aus dem Text kein Kinderprogramm machen. Das gibt’s schon so oft. Es ist nicht nur die Länge, sondern auch manche der Metaphern. Unsere Idee war, bewusst das Kind im Erwachsenen anzusprechen.
https://kurier.at/kiku/wollen-schoen-das-gefuehl-rueberbringen/400690589